Weihnachten, Ostern und Geburtstag sind tabu Die Zeugen Jehovas verweigern sich der übrigen Gesellschaft nicht nur, indem sie Bluttransfusionen verbieten, weder zu Wahlen noch zum Militär gehen. Auch christliche Feste wie Weihnachten oder Ostern lehnen sie als heidnisch ab, Geburtstage feiern sie nicht.
Was dürfen die Zeugen Jehovas alles nicht?
Was lehnen Zeugen Jehovas ab? Die Zeugen Jehovas lehnen zum Beispiel Bluttransfusionen sowie jede Form der Homosexualität ab. Außerdem verzichten sie auf das Feiern „heidnischer’ Feiertage, wie Weihnachten oder Silvester.
Was dürfen Zeugen Jehovas feiern?
Abendmahl – Christliche Feiertage wie Weihnachten und Ostern lehnen die Zeugen Jehovas als „Götzendienst” ab, da diese Feste auf heidnischen Wurzeln zurückzuführen seien. Ihre einzige religiöse Feier ist das Abendmahl, das auch „Gedächtnismahl” oder Feier zum Gedenken an den Tod Christi genannt wird.
Dieses Fest wird am 14. Nisan nach Sonnenuntergang begangen. Bei der Festsetzung des Tages orientieren sich Zeugen Jehovas am jüdischen Kalender, wie er ihrer Meinung nach in biblischer Zeit in Verwendung war, sodass der Tag der Abendmahlsfeier im gregorianischen Kalender kein festes Datum hat.2023 fällt die Feier auf den Abend des 4.
April. Während der Feier wird eine Ansprache gehalten, die Sinn und Nutzen von Jesu Tod erklären soll. Danach werden Rotwein und ungesäuertes Brot, die Symbole für das Blut und den Leib Jesu Christi, von Anwesendem zu Anwesendem gereicht. Es ist jedem freigestellt, etwas von diesen Symbolen zu sich zu nehmen.
- Die meisten Anwesenden verstehen sich als bloße Beobachter und nehmen nichts.
- Die es tun, werden „Gedächtnismahlteilnehmer” genannt.
- Sie zeigen dadurch an, dass sie sich der in der Offenbarung des Johannes erwähnten Gruppe von 144.000 Menschen ( Offb 7,4 ELB ) zugehörig fühlen (siehe auch „ Leben nach dem Tod ” und Millenniumsherrschaft ).
Die Einsammlung der 144.000 soll zu Pfingsten im Jahr 33 beim ersten Abendmahl begonnen haben und gilt nach Ansicht der Zeugen Jehovas als nahezu abgeschlossen.
Welche Verbote gibt es bei den Zeugen Jehovas?
Gottes Wort ist Gesetz – Für die Zeugen gilt: Gottes Wort ist Gesetz. Und Gottes Wort wird von der „Leitenden Körperschaft” in den unterschiedlichen Wachtturmpublikationen verkündet. Viele Regeln bestimmen daher das Leben eines Zeugen: Weihnachten, Ostern, Advent, Geburtstage, Namenstage, Fasching, Muttertag, Silvester und vieles mehr sind als „heidnische Feste” verboten.
- Die Zeugen Jehovas sehen die Ehe als von Gott gegeben, Untreue ist Sünde, Scheidung nur möglich, wenn der Partner untreu war.
- Homosexualität lehnen sie ab: „Der Standpunkt der Bibel ist ganz klar: Gott hat die Sexualität nur für die Ehe zwischen Mann und Frau gedacht.
- Wenn die Bibel 'Hurerei’ verurteilt, sind damit sowohl homosexuelle als auch bestimmte heterosexuelle Handlungen gemeint”, steht in einem „Wachtturm” zum Thema „Wie kann ich erklären, was die Bibel zu Homosexualität sagt?”.
Der Mann ist der Vorstand der Familie, der Frau „wird ans Herz gelegt, ihren Mann zu lieben und ihn als Haupt der Familie zu respektieren”, so das Informationsportal der Zeugen Jehovas zum Thema Ehe. Den getauften Zeugen Jehovas ist es außerdem verboten, Bluttransfusionen anzunehmen.
Dies wird als Verstoß gegen das göttliche Gebot gesehen.1994 wurden in der Glaubenszeitschrift „Erwachet” die Fotos von 26 Kindern abgebildet, die starben, weil die Zeugen Jehovas Bluttransfusionen aufgrund ihres Glaubens ablehnen. In „Erwachet” heißt es, dass diese Kinder Gott an erste Stelle in ihrem Leben gesetzt hätten.
Für die Zeugen Jehovas gibt es nur eine einzige Regierung: das Königreich Gottes. Offiziell stellen sie es jedem Mitglied frei, wählen zu gehen. Doch sie sind der Auffassung, das komme der Unterstützung einer weltlichen Regierung gleich. Und die Welt steht nach dem Glauben der Zeugen Jehovas unter dem Einfluss des Teufels.
Ist Geburtstag ein heidnisches Fest?
Der Geburtstag wurde weder durch Juden oder Christen gefeiert – Es war im Judentum nicht üblich, das Datum der Geburt zu beachten und die Bibel fordert nirgends das Feiern des Geburtstags. Auf dieser Grundlage konstruiert die WTG ein Verbot von Geburtstagen, welches sich immer der gleichen Logik bedient:
- Die Bibel fordert nicht auf Geburtstag zu feiern
- Die Juden feierten keinen Geburtstag
- Die ersten Christen feierten keinen Geburtstag
- Jesus feierte keinen Geburtstag
Dies sieht man in verschiedenen Zitaten: Es gibt in der Bibel jedoch keine Anhaltspunkte dafür, daß treue Anbeter Jehovas je den heidnischen Brauch einer jährlichen Geburtstagsfeier pflegten. Einsichten-Buch, Band 1, S.820 Die Idee einer Geburtstagsfeier lag den Christen dieser Periode überhaupt fern Die späteren Hebräer das Feiern von Geburtstagen als etwas Götzendienerisches, eine Ansicht, die sie in reichem Maße bestätigt fanden durch das, was sie an allgemeinen Bräuchen, die mit diesen Tagen verbunden waren, vor sich gehen sahen.
Unterredungs-Buch, S.168ff Warum sollten wir dem Geburtstag unvollkommener Menschen besondere Aufmerksamkeit schenken, wenn die Bibel nicht einmal etwas über das Geburtsdatum des vollkommenen Menschen Jesus Christus sagt? Erkenntnis-Buch, S.126 Abs.17 Was auf den ersten Blick als überzeugendes Argument wirkt, ist eine einseitige Argumentation.
Die Juden feierten keine Geburtstage und daher werden diese nicht in der Bibel erwähnt. Da Jesus Jude war, wie auch die ersten Christen, lag es in ihrer Herkunft begründet, dass sie keine Geburtstage feierten. Es bedeutet keineswegs, dass die ersten Christen Geburtstage absolut vermieden, da es viele verschiedene Gruppen im ersten Jahrhundert gab.
- Die, welche Geburtstage vermieden, taten es, weil die Bräuche zu diesem Zeitpunkt große Festmäler für heidnische Götter inkludierten.
- Da dies heute nicht mehr der Fall ist, ist diese Argumentation ebenso hinfällig.
- Der jüdische Brauch keine Geburtstage zu feiern, sagt daher nichts darüber aus, ob Geburtstage richtig oder falsch sind,
Wie zu vielen anderen Themen schweigt die Bibel auch über Geburtstage. Sie sagt nichts über Ehejubiläen und sie fordert nicht auf Königreichssäle zu bauen – die ersten Christen trafen sich in ihren Häusern – doch daraus kann ich nicht schließen das es verboten ist,
Wer verdient bei den Zeugen Jehovas?
Zeugen Jehovas Allgegenwärtig in den Fußgängerzonen deutscher Städte sind die Zeugen Jehovas mit ihren Infoständen und mit ihren „Wachtturm”-Magazinen. © dpa / picture alliance / Matthias Balk Von Lukas Meyer-Blankenburg · 07.08.2016 Vor zehn Jahren haben die Zeugen Jehovas erstmals in Berlin den Status der Körperschaft öffentlichen Rechts erhalten.
- Sie dürften also Kirchensteuer einziehen und Religionsunterricht geben.
- Aber sie verfolgen andere Ziele.
- Mittagspause in der Deutschlandzentrale der Zeugen Jehovas in Selters im Taunus.
- An den langen Esstischen sitzen mehrere Hundert Zeugen Jehovas, essen und plaudern miteinander.
- Sie leben und arbeiten in Selters.
Gemeinsame Mahlzeiten gehören dazu. Nach dem Essen ein Spaziergang mit Andreas Golec über das weitläufige Gelände. „Wo wir jetzt herkommen, das ist das Zentralgebäude. Da sind der Speisesaal und auch viele Büros drin.” Dazu eine Druckerei für die Zeitschrift der Wachtturm.
Die weitverbreitetste Zeitschrift der Welt. „Und dann haben wir noch neun Wohngebäude, in denen dann die circa 900 Leute wohnen.” Andreas Golec dient, wie er es nennt, seit zwei Jahren in Selters. Gehalt gibt es nicht. Dafür ein Taschengeld, eine kleine Einzimmerwohnung und das Gefühl, zur großen Zeugen Jehovas-WG zu gehören.
Gemeinschaft ist den rund 180.000 Zeugen Jehovas in Deutschland wichtig. Strenge Bibelauslegung, eine weltweite, eingeschworene Gemeinschaft, gesteuert von der leitenden Körperschaft in den USA. Damit haben die Zeugen Jehovas viel gemein mit anderen charismatischen oder evangelikalen Christen.
- Aber weil die Zeugen Jehovas beispielsweise Bluttransfusionen ablehnen und Aussteiger meiden sollen, gelten sie vielen als gefährliche Sekte.
- Wegen solcher Vorwürfe ist den Zeugen Jehovas der Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts wichtig, sagt Benjamin Menne, Leiter der Rechtsabteilung in Selters.
Ihnen geht es um rechtliche Sicherheit. „Da eben viele Regeln des Wirkens in der Öffentlichkeit auch mit diesem Status verbunden sind, also wenn man mit Behörden spricht, wenn man mit Amtsträgern spricht, dann ist es eben ein Unterschied, ob ich als Verein auftrete oder als Körperschaft öffentlichen Rechts.
Wie streng sind Zeugen Jehovas?
Strengste Neutralität – Für Zeugen Jehovas gilt strikte Neutralität, weshalb sie den Dienst an der Waffe – etwa den Wehrdienst – verweigern. In einigen Ländern können Zeugen Jehovas deshalb nicht frei leben, einige von ihnen gehen als Wehrdienstverweigerer ins Gefängnis.
- In Russland gilt die Gemeinschaft seit 2017 als extremistisch und ist seitdem verboten, zahlreiche Mitgleider sind verhaftet.
- Aber auch während der NS-Zeit werden viele Mitglieder der Glaubensgemeinschaft ins Gefängnis gesteckt oder in Konzentrationslager deportiert.
- In einer Schriftreihe des Dokumentationsarchivs des Österreichsichen Widerstands aus dem Jahr 1998 berichtet unter anderem der Zeitzeuge Horst Schmidt von seiner Geschichte.1942 wird seine Pflegefamilie verhaftet.
Ein Jahr später landet der damals 22-Jährige selbst im Gefängnis, auch seine spätere Frau wird verhaftet. Er wird wegen „Wehrdienstentziehung, Wehrkraftzersetzung und illegaler Betätigung in der 'Internationalen Bibelforscher-Vereinigung'” zum Tode verurteilt.
- Bevor es soweit kommen kann, befreien ihn russische Soldaten.
- Die politische Neutralität der Zeugen Jehovas betrifft auch das Wahlrecht.
- Weder bei Nationalratswahlen, noch bei Klassensprecher*innenwahlen dürfen sie ihre Stimme abgeben.
- Denn: Es herrscht strikte Neutralität gegenüber „irdischen Regierungen”, erklärt Lukas.
Er selbst war daher noch nie wählen und hat auch nicht das Bedürfnis danach. Für ihn ist es „ein Hobby, das ich nicht anfangen möchte, mich hat es nie wirklich interessiert wählen zu gehen.” Julian hingegen hat das nach seinem Austritt sehr wohl getan.
Was passiert wenn ein Zeuge Jehovas Blut bekommt?
Zeugen Jehovas lehnen aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung die Transfusion von Blut und Blutbestandteilen ab.
Warum gehen die Zeugen Jehovas von Tür zu Tür?
Die Zeugen Jehovas stossen oft auf Ablehnung. Dennoch gehen sie unverdrossen von Tür zu Tür, um zu missionieren.
Was dürfen Zeugen Jehovas nicht essen und trinken?
Essen kein Blut, also auch keine Blutwurst. Alkohol ist gemäß der Bibel in Maßen erlaubt. Darüber hinaus kennen Z. keine religiösen Ernährungsvorschriften.
Was ist problematisch an den Zeugen Jehovas?
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Erstellt: 23.07.2020 Aktualisiert: 23.07.2020, 10:50 Uhr Kommentare Teilen Jahreskongress der Zeugen Jehovas in der Frankfurter Commerzbank-Arena 2013. © Michael Schick Eine Psychologin wirft den Zeugen Jehovas „menschenrechtswidrige” Praktiken vor – ein Schweizer Gericht urteilt: Das darf sie genau so äußern. Auch in Deutschland fordern nun Kritiker, den rechtlichen Status der Glaubensgemeinschaft zu überprüfen.
Es ist ein Urteil, das in mancher Hinsicht bemerkenswert ist: Das Bezirksgericht Zürich verhandelte eine Klage der Zeugen Jehovas gegen Regina Spiess. Diese hatte 2015 dem Schweizer „Tagesanzeiger” in ihrer damaligen Funktion als Projektleiterin bei Infosekta, einer Schweizer Fachstelle für Sektenfragen, ein Interview gegeben.
Die Glaubensgemeinschaft klagte wegen übler Nachrede. Im Nachhinein kann man von einer krachenden Niederlage für die Zeugen Jehovas sprechen. Denn das Bemerkenswerte an dem Urteil ist weniger der Freispruch von Regina Spiess, es sind vielmehr die Ausführungen des Gerichts in der Urteilsbegründung, wonach sinngemäß viele Äußerungen der Sektenexpertin der Wahrheit entsprächen, inklusive dem Vorwurf, gegen Menschenrechte zu verstoßen.
- Ebenfalls bemerkenswert: Der Richter nahm nahezu jede Aussage der Expertin genau unter die Lupe.
- Das Urteil fiel bereits vor einem Jahr.
- Nachdem inzwischen die Zeugen Jehovas – für manche Beobachter überraschend – die Berufungsfrist verstreichen ließen und formale Fristen abgelaufen sind, ist es somit rückwirkend zum 9.
Juli 2019 rechtskräftig. Und obwohl es in der Schweiz gesprochen wurde, lenken jetzt hierzulande Kritiker der Religionsgemeinschaft die Debatte auf den Umgang mit den Zeugen Jehovas in Deutschland, auch weil die Lehre der Gemeinschaft grenzübergreifend dieselbe ist.
- Zunächst aber ein genauerer Blick auf vier Kernthemen des Urteils: Sexuelle Gewalt und die Zwei-Zeugen-Regel: Die vielfach kritisierte sogenannte Zwei-Zeugen-Regel besagt, dass im Rahmen der internen Gerichtsbarkeit der Zeugen Jehovas mindestens zwei Personen eine Straftat bezeugen müssen.
- Die Vorwürfe, die Regina Spiess im besagten Interview erhob, richteten sich etwa gegen den Umgang mit sexuellem Missbrauch bei den Zeugen Jehovas: „Die Geschlossenheit des Systems und der dogmatische Glaube fördern grundsätzlich sexuellen Missbrauch, speziell an Kindern.” Da spiele die Zwei-Zeugen-Regel eine Rolle: „Dem Verdacht einer Sexualstraftat an einem Kind soll nur nachgegangen werden, wenn es dafür mindestens zwei Zeugen gibt.” Andernfalls sollten die „Ältesten” der Glaubensgemeinschaft die Angelegenheit in Jehovas Hände geben, „also untätig bleiben.
Das Opfer hat zu schweigen”, sonst drohe der Ausschluss, so Spiess. Das Problem liegt natürlich auf der Hand – bei sexuellem Missbrauch laden sich die Täter in aller Regel kein Publikum in ihr dunkles Kämmerchen ein. Auch wenn die Zeugen Jehovas zunächst behaupten, die Regel würde nicht mehr angewendet, argumentiert das Gericht, dass sie zumindest existiert habe und schriftlich noch verankert sei.
- In der Urteilsbegründung nimmt der Richter auch Bezug auf eine umfassende, wenige Jahre zurückliegende Untersuchung der australischen Royal Commission zu dem Thema.
- Diese zeige auf, dass „die patriarchale und stark hierarchische Struktur der Gemeinschaft” zu einer „geschwächten Position von Frauen und Kindern” führe.
Zudem spiele die „Vorstellung, dass biblisches Gesetz über dem weltlichen steht”, im Zusammenhang mit dem Nichtanzeigen von Straftaten wie Missbrauch eine wichtige Rolle. Weiter heißt es im Urteil, es „kann davon ausgegangen werden, dass die Aussagen der Beschuldigten zumindest im Kerngehalt der Wahrheit entsprechen”, was das Gericht als sogenannten Gutglaubensbeweis wertet.
- Dieser bedeutet sinngemäß: Die Angeklagte wird von dem Vorwurf der üblen Nachrede freigesprochen, obwohl sich ihre Aussage nicht beweisen lässt.
- Das Gericht vertritt aber die Auffassung, dass die Äußerung in gutem Glauben entstand und sich auf zuverlässige Quellen stützt.
- Ächtung und Mobbing: Ein weiteres Kernthema in dem Interview war die ebenfalls häufig kritisierte Praxis der Ächtung, die Spiess als „menschenrechtswidrig” bezeichnet.
Ächtung mag als harter Begriff erscheinen – Gemeinschaftsentzug, Meidung oder Kontaktabbruch sind ebenso treffend. All das erfahren Mitglieder der Zeugen Jehovas, wenn sie wegen Verfehlungen ausgeschlossen werden oder der Organisation freiwillig den Rücken kehren, wie aus diversen Berichten von Aussteigern hervorgeht.
- Das Problem dabei: Die meisten Mitglieder haben keine oder kaum Kontakte außerhalb der Glaubensgemeinschaft, weswegen ihr soziales Umfeld bei einem Ausschluss von heute auf morgen wegbricht – ein Riss, der durch Familien gehen kann.
- In den Worten von Spiess: „Die Angst vor Vernichtung ist zentral.” Als Gründe für einen Ausschluss von Erwachsenen oder Minderjährigen führte Spiess etwa Rauchen oder Sex vor der Ehe an.
Spiess bezeichnete die Praxis damals gegenüber dem „Tagesanzeiger” als „von oben verordnetes Mobbing. Es verstößt gegen Menschenrechte und Verfassung, wenn Familien und Beziehungen auf Druck von außen auseinandergerissen werden. Die Familie hat Anspruch auf Schutz durch Gesellschaft und Staat.” Der Richter urteilte, dass die Praxis der Ächtung existiert (das streiten die Zeugen Jehovas auch nicht ab), dass sie für „Betroffene sehr schwer zu ertragen” sei und schwerwiegende Folgen haben könne.
„Insbesondere für Opfer von sexuellem Missbrauch, die wählen müssen, ob sie in der Organisation bleiben und dem Täter stets begegnen wollen oder ihr gesamtes soziales Umfeld verlieren.” Auch könne Ächtung als Mobbing verstanden werden, „das zumindest im Ansatz menschenrechtsverletzend ist, als dass Mobbing eine Verletzung der persönlichen Integrität eines Menschen ist”, heißt es in der Urteilsbegründung.
Die Aussagen von Regina Spiess betrachtete das Gericht daher als zutreffend, der sogenannte Wahrheitsbeweis sei erbracht. Zur Beweisfindung zitierte der Richter in seiner Begründung auch zahlreiche „Wachtturm”-Artikel. Als wahr sah das Gericht zudem die Aussage an, dass Kinder geächtet würden und „eine permanente Angst erleben”.
- Letzteres führte der Richter auf die zentrale Botschaft der Zeugen Jehovas zurück, „das nahende Weltende in Harmagedon, eine große und blutige Endschlacht, bei der alle Ungläubigen vernichtet werden – mit der alle Mitglieder, auch Kinder, jeden Tag mehrere Stunden lang konfrontiert werden”.
- Bluttransfusionen: Auch die folgende Aussage von Regina Spiess beanstandete das Gericht nicht: „Es sterben immer wieder Gläubige nach Verkehrsunfällen oder Frauen bei einer Geburt.” Sie fiel im Kontext mit dem bekannten Standpunkt der Zeugen Jehovas, Bluttransfusionen zu verweigern.
Dies verstößt gegen den Glauben der Gemeinschaft. Das sei gerichtsnotorisch, so der Richter. „Es handelt sich um eine simple Tatsachenbehauptung ohne Werturteil.” Religionsfreiheit: Jeder Mensch habe „das Recht auf Gedankens-, Gewissens- und Religionsfreiheit – ein Recht, das die Wachtturm-Gesellschaft für sich beansprucht, ihren Mitgliedern aber nicht gewährt”, sagte Spiess dem „Tagesanzeiger”.
Eine nahezu identische Formulierung aus einer Pressemitteilung von Infosekta, verfasst von Regina Spiess, war ebenfalls Teil der Verhandlung. Bei der Mitteilung, die ein Gesetz als Quelle anführte, sah der Richter den Gutglaubensbeweis als erbracht, bei der Aussage den Wahrheitsbeweis. Zu dem Thema nahm der Richter zunächst die Ächtung in den Blick.
„Diese Art von Mobbing” werde auch angewendet, wenn Mitglieder einen anderen Glauben entwickeln, um sie zur Rückkehr zu bewegen. „Ohne dass sie nicht demselben Glauben angehören, sind sie bzw. können sie nicht Teil der Gemeinschaft sein. Implizit wird ihnen also die Glaubens- und Gewissensfreiheit innerhalb der Gemeinschaft verwehrt”, so steht es im Urteil.
In welchen Ländern wird kein Geburtstag gefeiert?
Geburtstag in Vietnam – In Vietnam feiern die Menschen in der Regel nicht ihren eigenen Geburtstag. Stattdessen wird gemeinsam am Tet gefeiert, dem Tag, der das vietnamesische Neujahr markiert und an dem jeder ein Jahr älter werden. An dem besonderen Tag kommen Verwandte aus aller Welt, um den Feiertag gemeinsam in Vietnam zu verbringen.
Warum sollte man den Geburtstag feiern?
Welchen Sinn hat es, dass ich, du, dass wir Geburtstag feiern? Mal abgesehen davon, dass es grundsätzlich schön ist, ein Fest zu feiern. Ganz einfach – wir feiern, dass wir leben! Und außer- dem geht es darum, dass jeder von uns – du, deine Freunde, Nachbarn, jeder Mensch – einzigartig und un- verwechselbar ist.
Wer hat das Geburtstag feiern erfunden?
Herkunft – Kulturhistorisch geht der moderne Brauch der Geburtstagsfeier auf die frühe Hochkultur des Alten Ägypten sowie die Kultur der Antike ( Griechen und Römer ) zurück. Bei den Ägyptern wurde die Geburtstagsfeier zu Ehren des Königs ( Pharao ), Sohn der Himmelsgottheiten, abgehalten.
- Bei den Griechen und Römern hingegen diente die Geburtstagsfeier zur Anrufung von Schutzgeistern, um die gefeierte Person vor Schlechtem zu bewahren.
- Geburtstagsgeschenke stellten dabei ein Opfer an den Schutzgeist dar.
- Auch das Ahnen gedenken spielte eine Rolle.
- Ursprünglich waren monatliche Feiern, meist von Gemeinschaften am selben Tag geborener Menschen, üblich.
Ein Bezug zu angeblich am selben Tag geborenen Göttern war das Verbindende. Einladungen, Segen swünsche, Geschenke, Reden und Gedichte waren üblich. Nach Herodot (5. Jahrhundert v. Chr.) ist der Geburtstag von allen Tagen im Jahr derjenige, den die Perser am meisten feiern.
- Es sei üblich, die Tafel an diesem Tag mit einer stärkeren Versorgung als gewöhnlich auszustatten: Die reicheren Leute essen vollständig gebackene Kuh, Pferd, Kamel oder Esel, während die ärmeren Klassen stattdessen kleinere Rinder verwenden.
- In der römischen Kaiserzeit wurde der Geburtstag des Herrschers sowie der Mitglieder seiner Familie mit Dankfesten feierlich begangen.
Nicht zuletzt wegen seiner Bedeutung in der Astrologie konnten der Geburtstag und an ihm vorkommende besondere Ereignisse mit zahlreichen mystisch – magischen Vorstellungen über deren Vorbedeutung für das Schicksal des Betroffenen mit entsprechendem apotropäischen (‚abwehrenden‘) Brauchtum bzw.
- Ritualen verbunden sein.
- Das Geburtstagsbrauchtum wurde im heidenchristlichen kirchlichen ‚ Hochfest der Geburt des Herrn ‘ (lat.
- Sollemnitas in nativitate Domini, „Weihnachten”) integriert.
- Bis in die internationale Gegenwartskultur hinein hat sich verschiedenes Geburtstagsbrauchtum erhalten und weiterentwickelt (symbolische Geburtstagsgaben, Geburtstagskerzen, Geburtstagskuchen usw.).
Im christlichen Mittelalter feierten gewöhnliche Leute dann den Tag ihres Heiligen (den Heiligen, nach dem sie benannt wurden), aber im Adel feierte man den Jahrestag der Geburt. Die „Squire’s Tale”, eine von Chaucers Canterbury Tales, beginnt damit, dass König Cambuskan ein Fest verkündet, um seinen Geburtstag zu feiern.
Woher bekommen die Zeugen Jehovas ihr Geld?
Finanziert wird die Organisation durch Spenden. Weltweit gibt es rund acht Millionen Zeugen Jehovas in rund 115’000 Versammlungen, verteilt auf etwa 230 Länder.
Können sich Zeugen Jehovas scheiden lassen?
„Psychologischer Terror” – Ein Aussteiger über die Zeugen Jehovas Über 20 Jahre lang glaubte Oliver Wolschke an die Lehren der Zeugen Jehovas. Dass der Untergang der Welt bevorsteht. Dass vorehelicher Sex eine Sünde ist. Als er Vater wurde, zerbrach sein Glaube.
- Er verließ die Sekte, um seine Kinder zu retten.
- Nun ist er froh, dass ihm das gelang.
- Obwohl er dabei ungeheuer viel verlor.
- Von Arno Luik Wie, Herr Wolschke, war das, als Sie zum ersten Mal an einer fremden Haustür klingelten und sagten: „Wir möchten Ihnen die frohe Botschaft Jehovas nahebringen!” Ich war neun Jahre alt, und ich war unterwegs mit meinem, wie es bei den heißt, „geistigen Vater”.
Ich war schon geschult in so kleinen Demonstrationen, wie man auf Ablehnungen, Einwände eingeht, wie man so einen Missionsbesuch einleitet. Also, was sagten Sie? Man ist sehr freundlich, sagt zum Beispiel seinen Namen: „Schönen guten Tag, mein Name ist Oliver Wolschke, und das hier ist mein Partner. Oliver Wolschke blickt auf sein Leben als Zeuge Jehovas zurück. Heute staunt der 32-jährige Verlagsangestellte, wie er „zum Sklaven dieser Ideologie” wurde. Der wichtigste Moment im Leben eines Zeugen Jehovas ist die Taufe, oft eine Massenzeremonie wie hier in Zagreb.
© Gene Glover/Agentur Focus; Goran Jakus/Pixsell Was ich merkwürdig, nein, widersinnig finde, ist, dass Sie als Zeuge Jehovas missionieren müssen, aber gleichzeitig heißt es in der Lehre der, dass nur 144.000 „Gesalbte” in das tausendjährige Königreich kommen dürfen – da wird es ziemlich eng an der Königspforte! Ja, aber Sie sehen das nicht ganz richtig, doch ich fürchte, als Außenstehender kann man das nicht richtig verstehen, es ist zu bizarr.
Bis 1934 kamen alle Zeugen Jehovas, das war die offizielle Doktrin, in den Himmel.144.000 hatten dabei einen besonderen Platz im Königreich. Aber dann haben sie gemerkt: „Oh, wir wachsen ziemlich schnell, und bald wollen mehr als 144.000 Menschen einen besonderen Platz im Himmel für sich beanspruchen!” Das geht aber nicht. Oliver Wolschke besuchte 2016 einen „Königreichssaal” der Zeugen Jehovas in New York. Damals stand er noch „fest in der Wahrheit”. Heute muss der Berliner lernen, was für die meisten selbstverständlich ist, etwa Geburtstage und Weihnachten zu feiern © privat
- Harmagedon.
- Das ist, wie es bei den Zeugen Jehovas heißt, „die endzeitliche Entscheidungsschlacht, in der Gott durch seinen Sohn Jesus Christus in der Gestalt des Erzengels Michael zusammen mit dem Engelheer das Weltsystem Satans beseitigt und durch das tausendjährige Friedensreich” ersetzt.
- Sie haben das geglaubt?
- Ja, mehr als 20 Jahre lang.
- Sie glaubten auch, dass dieses jeden Moment passieren könnte.
Ja. Heute staune ich, dass ich das alles und noch viel mehr geglaubt, nachgeplappert, nie hinterfragt habe, was uns vorgesagt wurde. Es gibt acht Millionen Zeugen Jehovas weltweit, also acht Millionen Menschen werden diese Schlacht überleben. Aber der Rest der Menschheit, also acht Milliarden Menschen, die vom Satan besessen sind, gehen drauf? Die gehen alle drauf.
So knallhart muss man das sagen. Ihr Gott ist brutal. Ihr Jesus ein Massenmörder. So sehe ich das jetzt auch. Aber ein Zeuge Jehovas würde das nie so formulieren, er würde sagen: „Die Menschen haben ja die Möglichkeit, noch rechtzeitig zu Gott zu finden!” Als Zeuge Jehovas lebt man in der ständigen Angst, nicht ins Paradies zu kommen.
So nimmt man es aber nicht wahr. Aber natürlich war diese Angst immer im Hintergrund vorhanden, dass man eben nicht gut genug für dieses Paradies ist. Und ich hatte schon auch Angst davor, im Harmagedon umzukommen. Andererseits freut man sich ja auf diese Entscheidungsschlacht, das wird einem ständig in den Kopf getrieben, dass Gott endlich eingreift. Die Geschichte der Zeugen Jehovas beginnt 1881 in Pennsylvania, USA. Ihr Gründer, Charles Taze Russell, verkündete den baldigen Endkampf zwischen Gott und Satan – für 1914. Nach Russells Tod im Jahr 1916 erwarteten seine Anhänger den sogenannten Harmagedon 1925 und 1975.
Heute verkünden die Zeitschriften der Gemeinschaft Jehovas, Krieg stehe „In Kürze” bevor. Weltweit hat die Sekte acht Millionen Mitglieder, in Deutschland sind es rund 165 000. Geführt wird die Organisation von sieben Männern in New York, der „Leitenden Körperschaft”. Seit Anfang 2017 ist sie in Deutschland als Körperschaft des öffentlichen Rechts anerkannt – obwohl sie fragwürdige Positionen vertritt.
Etwa das Verbot von Bluttransfusionen, Verdammung der Homosexualität oder Missbrauchsopfern nur zu glauben, wenn ein zweiter Augenzeuge die Tat bestätigt © DPA / Picture Alliance
- Was ist das für ein Lebensgefühl?
- Hm.
- Sie haben nun fast eine Minute geschwiegen.
Ich versuche, mich in mein damaliges Denken zurückzuversetzen. Ich bin erst seit ein paar Monaten weg von den Zeugen. Aber ich ringe noch immer damit, zu verstehen, wie ich zum Sklaven dieser Ideologie wurde. Es ist mir heute so fremd. Einerseits lebt man als Zeuge Jehovas ein ganz normales Leben, man plant Urlaube, man unternimmt etwas mit Freunden – und doch, jeden Tag denkt man, bald kommt Harmagedon. © Foto: privat Die Zeitschrift „Erwachtet!” feiert Jugendliche, die, wie es das Dogma verlangt, Bluttransfusionen verweigerten – und starben Sie haben jahrzehntelang in einer Parallelwelt gelebt. Ja. Und ich würde jetzt gern jenen, die dieser Welt noch verhaftet sind, zurufen: „Ey, lasst sie hinter euch! Das ist alles Quatsch!” Hat Sie dieser Quatsch zu einem Sonderling vor Ihren Arbeitskollegen gemacht? Das glaube ich nicht.
Es war nur so, dass ich in vielem anders war. Ich habe keine Weihnachtsfeier mitgemacht, ich habe Ostern nicht gefeiert, weil es Feste heidnischen Ursprungs sind. Und wenn jemand Geburtstag hatte, habe ich ihm nicht gratuliert, Einladungen zu Geburtstagsfesten habe ich abgelehnt. Puh, und wie war das in der Schule, als Kind? Sehr unangenehm, man lebt ja immer in Konfrontation zu den Gleichaltrigen, ich hab das dann versucht zu kompensieren, indem ich einen auf Klassenclown machte.
Sie haben zwei Kinder, die in den Kindergarten gehen. Haben Sie denen auch diese Zwänge auferlegt? Ja, wir haben das auch so gehandhabt, leider. Wenn es ums Ostereierbemalen ging, haben wir gesagt, bemalt Steine. Wenn eine Weihnachtsfeier im Kindergarten war, haben wir unseren Sohn an dem Tag nicht in den Kindergarten gelassen. Oliver Wolschke blickt auf sein Leben als Zeuge Jehovas zurück. Heute staunt der 32-jährige Verlagsangestellte, wie er „zum Sklaven dieser Ideologie” wurde © Gene Glover/Agentur Focus Das war eine Sünde? Man soll keinen engen Kontakt mit Ungläubigen haben.
Ausgeschlossen wurde ich, weil ich dann mit ihr zusammengelebt habe. Sie hätten diesen Ausschluss doch als Befreiung genießen können. Ich war damals noch nicht so weit. Ich bekam ein schlechtes Gewissen. Die Zeugen Jehovas begründen alles mit der Bibel, man darf Gott nicht enttäuschen, und ich dachte, sie haben recht.
Es war ein Dilemma für mich: Da ist die Frau meines Lebens, da ist der Glaube, den ich nicht verlieren möchte. Mir war klar, dass es nun hart, ja existenziell für mich würde! Ich kannte die Regeln, ich hatte schon zuvor zweimal gegen sie verstoßen, „gefehlt”, und musste vor internen Gerichten erscheinen, von denen ich dann zwei „Zurechtweisungen” erhielt.
Was heißt denn das? Ich hatte etwas Falsches getan, eine Sünde begangen, vorehelichen Sex. Mich hat mein Gewissen so geplagt, dass ich das gegenüber einem Gemeindemitglied gestand. Und ich musste dann vor ein Rechtskomitee, das von drei Männern gebildet wird, den „Ältesten”. Die waren nicht streng zu mir, in der Bibel steht ja auch: Sie reiben dich ein mit Öl.
Man kriegt Fragen gestellt, ob es ein Ausrutscher war, ob es über einen längeren Zeitraum ging, man erzählt, was passiert ist, sagt, dass man es bereut. Dass man sich als erwachsener Mensch solch einem Tribunal unterwirft – unfassbar. Heute verstehe ich das auch nicht mehr.
- Damals akzeptierte ich alles, denn man schämt sich, weil man vor Gott gesündigt hat.
- Aber nun ging es um meine Frau.
- Die drei Ältesten machten mir klar: sie oder wir.
- Und Sie entschieden sich für Ihre Freundin.
- Ja, es ging um unser Lebensglück.
- Aber es war brutal.
- Ich liebte meine Frau, konnte ohne sie nicht leben.
Aber ich war innerlich noch ein tiefgläubiger Zeuge Jehovas. Ich wurde ausgeschlossen, ich wollte das aber nicht. Eine psychologische Terrorsituation auf mehreren Ebenen. Als Ausgeschlossener werden zu dir alle Kontakte abgebrochen. Niemand kennt dich mehr. Der wichtigste Moment im Leben eines Zeugen Jehovas: die Taufe, oft eine Massenzeremonie wie hier in Zagreb. Wolschke wurde mit 16 getauft: „Meine Eltern waren stolz auf mich” © Goran Jakus/Pixsell / Picture Alliance Sie waren in einem Gefängnis ohne Mauern, die Gefängnisstäbe waren Psychoterror.
- Ja. Was hat Sie damals gerettet? Haben Sie Ihre Frau missioniert? Ja und nein.
- Meine Frau war damals in einer schwierigen Phase, ich will darüber nicht sprechen.
- Jedenfalls hat sie bei mir all diese Bücher der Wachtturmgesellschaft gefunden.
- Als ich mal nach Hause kam, hat sie geweint, sagte: Sie fühle sich davon angesprochen, wie in diesen Publikationen über die Liebe Gottes geredet wird.
Diese Lektüre war für sie in jenem Moment genau das Richtige.2005 haben wir geheiratet, und ein Jahr später wurde ich wieder als Zeuge aufgenommen. Wann krochen Zweifel an den Zeugen Jehovas in Ihre Seele? 2008 las ich im Internet erstmals kritische Berichte über die Wachtturmgesellschaft.
- Die erschütterten kurzfristig meinen Glauben.
- Aber damals war ich noch ein Gefangener – die „Firewall”, die Brandschutzmauer, die durch die Indoktrination seit meiner Kindheit um mich aufgebaut worden war, hielt perfekt.
- Dann wurde ich Vater, 2011 und 2013 bekamen wir Kinder.
- Das veränderte Ihren Blick auf die Zeugen Jehovas? Das machte mich nachdenklicher, etwa in dieser Sache: Die Zeugen Jehovas lehnen Bluttransfusionen ab.
In der Ausgabe vom 22. Mai 1994 sah man auf dem Titel von „Erwachet!” die Bilder von Jugendlichen, und in der Geschichte wurden drei Kinder dargestellt, die sich der Bluttransfusion verweigerten und gestorben sind. Sie gaben „Gott den Vorrang”, hieß es.
- Unmenschlich.
- Ich würde meinen Kindern nie eine Transfusion vorenthalten! Gibt es einen konkreten Tag, an dem dieser Schutzwall zusammenbrach? Ja, eine Frau in einer Facebook-Gruppe von Zeugen Jehovas machte sich Sorgen, ob ihre Hunde und Katzen Harmagedon überleben würden.
- Das wurde in den Kommentaren heftig diskutiert.
Viele beruhigten sich dann mit der Geschichte über die Arche Noah: „Gott hat die Tiere damals gerettet.” Danach kam aber die Frage auf: „Wie viele Kinder nahm Gott mit in die Arche?” Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Sektengründer Russell gab sich gütig, doch seine Lehre ist brutal: Jesus tötet in der „Entscheidungsschlacht” alle Ungläubigen. © Library of Congress Im 1. Buch Mose gibt es darauf eine Antwort. Richtig, schon Jahre vor der Sintflut stand ja fest, dass nur Noah, seine Frau, seine drei Söhne sowie deren Frauen überleben würden.
- Also mussten zu der Zeit viele Kinder gelebt haben, die kläglich ertrunken sind.
- Ich sah meine Kinder an, und ich merkte, wie in mir die Zweifel am Glauben wuchsen.
- Haben Sie mit Ihrer Frau darüber geredet? Am Anfang nicht, ich konnte es nicht.
- Ich wusste, dass meine Zweifel und Gedanken unsere Familie zerbrechen könnten.
Ich litt, wurde missmutiger, verschlossener. Ich habe schlecht geschlafen, saß oft da und habe nur in die Leere geguckt. Bei uns wurde vor dem Essen immer gebetet, ich konnte es nicht mehr. Irgendwann schüttelte meine Frau mich und fragte: „Was ist mit dir los?” Nach und nach habe ich ihr alles gesagt. Aber irgendwann sagte Ihre Frau, Oliver, du hast recht! Es hat ein paar Tage gedauert, immer wieder haben wir versucht, über alles zu reden. Uns beiden war ja klar: Wir stehen an einer Weggabelung. Jetzt kann alles zerbrechen. Irgendwann merkte ich, dass meine Frau anfing, im Internet über die Wachtturmgesellschaft zu recherchieren.
- Und dann, plötzlich, konnten wir offen miteinander reden.
- Sie sind jetzt ein Abtrünniger.
- In Ihrem haben Sie Materialien zusammengestellt, die die Wachtturmgesellschaft als geradezu menschenverachtende Organisation erscheinen lässt, die Kinderschänder schützt.
- Der Titel Ihrer Arbeit sind ein paar kryptische Zahlen: 1800.1006.579.0.
Das sind die Zahlen, die in Australien die Aufarbeitungskommission von Missbrauchsopfern in den Datenbanken der Zeugen Jehovas fand. Als ich deren Bericht gelesen hatte, wurde mir klar: Diese Organisation ist nicht von Gott. Da waren 1800 Opfer, 1006 mutmaßliche Täter, 579 von diesen 1006 haben in internen Gerichten der Zeugen Jehovas ihre Untat gestanden, aber 0 Fälle wurden an die Justiz oder die Polizei weitergegeben.
- Und Sie denken: So wird es in Deutschland wohl auch sein.
- Ich kann mir vorstellen, dass es hier noch schlimmer ist als in Australien.
- Denn es gibt einen gravierenden Unterschied: In weiten Teilen Australiens ist man gesetzlich verpflichtet, Missbrauchsfälle den Behörden zu melden, hier in Deutschland aber nicht unbedingt.
In Australien gibt es 68.000 Zeugen Jehovas, hier 165.000. In Australien sagte der Untersuchungsrichter, er kenne keine andere Religion, die solche Mängel im Umgang mit Kindesmissbrauch hat wie die Zeugen Jehovas. Bis vor Kurzem hielt ich die Zeugen Jehovas für ziemlich skurril, leicht verschroben, etwas verklemmt, letztendlich aber harmlos. Es sind liebe Menschen in der Organisation. Aber die Organisation selbst ist – so sehe ich das heute – totalitär im Anspruch, sie versucht, ihre Mitglieder körperlich, geistig, moralisch, seelisch zu besitzen.
Wie gefährlich die Zeugen Jehovas sind, wurde mir klar, als ich dieses interne Geheimbuch für die „Ältesten”, also für die Führungskräfte der Sekte, „Hütet die Herde” Das die normalen Mitglieder leider nicht kennen!, bekommen und gelesen habe. Es ist nicht bloß ein Buch voller Regeln, Befehle und darüber, wie man die Mitglieder beobachten, beherrschen soll, es geht auch verblüffend oft um Sex.
Auch in den Versammlungen ist Sexualität ein großes Thema. Und selbst wenn unsere kleinen Söhne da sind, wird von Anal- und Oralverkehr gesprochen und dass man Homosexualität nicht ausleben darf. In diesem Geheimbuch geht es auch um Kindesmissbrauch und wie damit umzugehen ist.
Man solle „die Angelegenheit Jehova überlassen”, heißt es da. Im Klartext: Der Täter wird geschützt. Und er wird noch mehr geschützt, weil dem Opfer nur dann geglaubt wird, wenn außer ihm ein weiterer Zeuge den Missbrauch bestätigt, sie nennen das „die Zwei-Zeugen-Regel”. Missbrauch, Kontaktabbruch, Bluttransfusion – es ist für mich unbegreiflich, dass diese Organisation den steuererleichternden Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts bekommen hat! Ich nehme an, den Tag Ihres Austritts werden Sie nie vergessen.
Nein. Denn es war ein Tag der Befreiung. Am 27. März dieses Jahres beschlossen meine Frau und ich, auszutreten. Der Weg zur letzten Versammlung war schwer. Einige Tage danach verabschiedeten wir uns von unseren Freunden – nicht persönlich, sondern mit Text- oder Sprachnachrichten. Sie haben jahrelang Tag für Tag in dieser Gemeinschaft verbracht. Ich fürchte, Sie müssen nun ein neues Leben lernen. Den Glauben an Gott habe ich verloren, der ist weg. Ich bin nun frei. Und ich merke mit großer Freude: Die Welt, vor der wir immer gewarnt wurden, ist so schlecht nicht.
Sie ist nun voller Farben, nicht so schwarz-weiß wie bisher. Meine Frau blüht auf, und wir sind glücklich, unsere Kinder sind aufgeweckter, entspannter, viel offener auch uns gegenüber. Wir alle müssen jetzt gemeinsam ein paar Dinge lernen: etwa, wie man Ostern feiert, Weihnachten, Geburtstage. Neulich hat meine Frau etwas Schönes zu mir gesagt: Ich sei viel aufmerksamer ihr gegenüber als früher.
Und das hat etwas mit Ihrem Austritt zu tun? Bei den Zeugen Jehovas ist es verboten, sich scheiden zu lassen. Man ruht sich ein wenig aus in so einer, sagen wir, göttlich abgesicherten Beziehung. Jetzt ist es unsere Liebe, nicht die Regeln dieser Organisation, die uns zusammenhält.
Was dürfen die Zeugen Jehovas essen?
Charles Taze Russell war ein Christ aus den USA, Weil er mit seiner protestantischen Kirche nicht zufrieden war, gründete er neue Gruppen. Die erforschten die Bibel besonders genau. Er starb im Jahr 1916. Die Zeugen Jehovas sind eine Gruppe von Christen,
Sie sind eine besondere Kirche, Einige Leute finden, dass die Zeugen Jehovas eine Sekte sind. Einige Teile ihres Glaubens unterscheiden sich stark von anderen Kirchen. Vor über hundert Jahren lebte in den USA Charles Taze Russell. Er gründete neue Gruppen von Christen. Viele davon nannten sich Bibelforscher.
Eine dieser Gruppen wurde später zu den Zeugen Jehovas. So nennt man sie seit dem Jahr 1931. Selber nennen sie sich „Jehovas Zeugen”. Jehova ist einer der Namen, die Gott im Alten Testament trägt. Russell sagte vorher, dass die Welt untergehen würde. Danach würde Jesus tausend Jahre lang auf der Erde herrschen, sodass es den Menschen gut gehen werde.
- Russell meinte, dies würde im Jahr 1914 passieren.
- Später haben seine Nachfolger so eine Vorhersage wiederholt.
- Die Zeugen Jehovas glauben an Gott und an Jesus Christus.
- Der Heilige Geist ist für sie keine eigene Kraft, sondern Gottes Kraft,
- Als einziges Fest feiern sie das Abendmahl,
- Sie feiern deshalb nicht Ostern oder Weihnachten, auch nicht ihre eigenen Geburtstage,
Sie dürfen nichts essen, was mit Blut zu tun hat. Darum dürfen sie auch nicht Blut spenden und schon gar keines erhalten, auch in einer Notlage nicht. Die Zeugen Jehovas wenden viel Zeit für die Gemeinschaft auf. Sie sollen auch Werbung machen, damit mehr Menschen sich ihnen anschließen.
Sie stehen auf Plätzen in der Stadt oder gehen von Haustür zu Haustür. Ihre Zeitschriften sind der „Wachtturm” und „Erwachet!”. Zu „Zeugen Jehovas” findet ihr einen besonders einfachen Artikel auf MiniKlexikon.de und mehr Inhalte auf Blinde Kuh und Frag Finn, Das Klexikon ist die Wikipedia für Kinder und Schüler.
Das Wichtigste einfach erklärt, mit Definition und Bildern in über 3000 Artikeln, Grundwissen kindgerecht und leicht verständlich. Alles, was man für den Unterricht in Schulen, Hausaufgaben und Referate wissen muss.
Wo werden Zeugen Jehovas begraben?
Die Zeugen Jehovas werden auf hiesigen Friedhöfen bestattet. „Da gibt es weiter keine Unterschiede, egal ob Sarg- oder Feuerbestattung. ’ Die beschriebene Trauerfeier in einer Friedhofskapelle sei eher die Ausnahme. Normalerweise sei der Zevener Königreichsaal Ort der Trauerfeier.
Wo gibt es in Deutschland die meisten Zeugen Jehovas?
Laut eigenen Angaben der Religionsgemeinschaft wird jemand als Zeuge Jehovas (’Verkündiger’) gezählt, wenn der bzw. diejenige im Predigtdienst aktiv ist. Dabei gab es mit 35.453 die meisten Zeugen Jehovas im Bundesland Nordrhein-Westfahlen.
Wie gehen Zeugen Jehovas mit Kindern um?
Zitate aus Wachtturm und Erwachet – Wenn die Publikationen der Zeugen Jehovas darauf hinweisen, dass „nicht alle Kinder körperliche Bestrafung brauchen, es nicht unbedingt notwendig ist ein Kind zu schlagen und man Kinder nicht zornentbrannt verprügeln sollte” wird die Erziehung ohne Schläge offensichtlich zur Ausnahme erklärt,
- In Bezug auf Bestrafung heißt es in Sprüche 29:15: ‚Die Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt.‘ Doch nicht alle Kinder brauchen körperliche Bestrafung,
- Wachtturm 2006 1.11.S.5 – Ein vertrauenswürdiger Erziehungsratgeber ) „ Heimsuchen mit Züchtigung – Unvollkommene Menschen benötigen Zucht, und das von Kindheit an.
„Wer seine Rute zurückhält, hasst seinen Sohn”, sagt der König von Israel, „wer ihn aber liebt, der sucht ihn sicherlich heim mit Züchtigung” (Sprüche 13:24). Eine Rute ist ein Zeichen der Autorität. In Sprüche 13:24 steht sie für die elterliche Autorität.
- In diesem Zusammenhang bedeutet der Gebrauch der Rute zum Zweck der Züchtigung nicht unbedingt, ein Kind zu schlagen,
- Damit ist vielmehr das Mittel der Zurechtweisung gemeint, die in unterschiedlichster Form erfolgen kann.” ( Wachtturm 2004 15.7.S.31 ) „Einige jedoch lassen sich nicht durch bloße Worte zurechtbringen.
Sie mögen für ihren Ungehorsam eine angemessene Strafe benötigen. Mit dieser Empfehlung befürwortet die Bibel nicht, Kinder zornentbrannt zu schlagen oder sie zu verprügeln, was zu Blutergüssen oder zu anderen Verletzungen führen kann.” ( Wachtturm 1997 15.10.S.32, Kindern moralische Werte vermitteln ) Hier wird nicht grundsätzlich von Schlägen abgeraten, lediglich dies nicht zornentbrannt zu tun, um schwerwiegendere Verletzungen zu vermeiden.
Auf die elterliche Autorität bezogen, ist mit der „Rute” nicht einzig und allein die körperliche Züchtigung gemeint. Sie umfaßt alle Formen der Zucht, die zumeist nicht körperlich erfolgen müssen. Wird körperlich gezüchtigt, dann in der Regel, weil andere Methoden nicht erfolgreich waren Dem Kind, das einen Fehler begangen hat, sollte dadurch eine Lektion erteilt werden.
Erfolgt die körperliche Züchtigung im Zorn, wird dem Kind die falsche Lektion erteilt.” ( Erwachet 1992 8.9.S.27 ) „‚Spart die Rute, doch bedenkt die Folgen‘ war ein Artikel in der südafrikanischen Zeitung The Natal Mercury überschrieben, in dem der heutige Trend beklagt wurde, Kinder zu Hause und in der Schule nicht mehr körperlich zu züchtigen Der Professor betont, daß das Motiv für körperliche Züchtigung die liebevolle Sorge um das gegenwärtige und künftige Wohlergehen des Kindes sein sollte.
Solcher Rat ist nicht neu, sondern eine Rückkehr zu der unfehlbaren Anleitung der Bibel: ‚Wer seine Rute zurückhält, haßt seinen Sohn, wer ihn aber liebt, der sucht ihn sicherlich heim mit Züchtigung.'” ( Wachtturm 1988 15.12.S.7, Die Rute gebrauchen ) „Aber schließt liebevolle Zucht auch körperliche Züchtigung ein? Gemäß Gottes Wort kann das eingeschlossen sein, sofern die körperliche Züchtigung ein Ausdruck der Liebe ist und auf eine Weise erfolgt, die sich mit Liebe vereinbaren läßt Obwohl solche Bezugnahmen auf die „Rute” verschiedene Arten elterlicher Züchtigung einschließen können, gehört die körperliche Züchtigung sicher dazu,
Ob die Eltern sie nun mit der Hand, einem Stock oder einer geeigneten „Rute” anderer Art vornehmen — sie haben von Gott die Befugnis, ihre Kinder auf liebevolle Weise körperlich zu züchtigen Doch zeigt die Bibel, daß die k örperliche Züchtigung als eine gelegentlich geübte Form der Zucht ihren Wert hat, vor allem bei kleinen Kindern Vor allem bei sehr kleinen Kindern verlangt eine solche Herausforderung nicht unbedingt viele Worte.
Schläge können ganz gut wirken, Nicht, daß das Kind zur Untertänigkeit geprügelt werden sollte — aber ein paar feste Klapse mögen ihm zeigen, wer die Autorität hat.” ( Erwachet 1979 8.8.S.27-28 ) „So handelte jener Vater (auch das ist tatsächlich geschehen), der seinem Töchterchen in aller Güte, aber unmißverständlich gesagt hatte, es dürfe an der christlichen Versammlungsstätte nach dem gottesdienstlichen Programm nicht herumrennen, sonst würde es eine Tracht Prügel bekommen,
Trotzdem rannte die Kleine kurz danach wieder herum, und der Vater gebot ihr nochmals, still auf einem Stuhl zu sitzen, bis sie heimgehen würden. Zu Hause angekommen nahm sie der Vater auf den Schoß und fragte sie in gütigem Ton, ob sie noch wisse, was er ihr verheißen habe, wenn sie ungezogen sei.
- Ja, sie wisse es noch, sagte sie und bettelte, er möchte sie doch nicht strafen, sie verspreche ihm, nie mehr ungezogen zu sein.
- Darauf fragte sie der Vater: „Was würdest du von einem Menschen denken, der etwas verspricht und es dann nicht hält? Möchtest du, daß dein Vati so wäre?” Sie sah ein, daß ihm nichts anderes übrigblieb, als ihr die Prügel zu geben und sie bekam sie auch.” ( Wachtturm 1966 1.2.S.68 ) „Man läßt die Kinder auch nicht aus dem Grunde zu Hause, weil sie in der Versammlung einen zu großen Lärm machen könnten.
Man nimmt die Kleinen in die Versammlung mit, ob sie es wollen oder nicht. Und wenn sie sich nicht gut aufführen, weist man sie zurecht, und zwar nicht dadurch, daß man sie mit Bonbons besticht, sondern indem man ihnen, wenn es nötig werden sollte, die Hosen stramm zieht,” ( Wachtturm 1960 15.3.S.177-178, Abs.19 ) „Das führt uns zum Gedanken der Zucht und zwingt uns, die heißumstrittene Frage in Betracht zu ziehen: Schläge oder keine Schläge? „Wer seine Rute spart, haßt seinen Sohn; aber wer ihn lieb hat, sucht ihn früh heim mit Züchtigung,” Schläge können für ein Kind zum Lebensretter werden, denn Jehova sagt: „Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben.
Was wird an den Zeugen Jehovas kritisiert?
Zeugen Jehovas: Aussteiger üben heftige Kritik Früher trottete pflichtbewusst von Tür zu Tür, um neue Mitglieder zu rekrutieren. Sie kann sich noch gut an die Abneigung in den Gesichtern der Menschen erinnern. „Ich wollte das eigentlich nicht machen, es war immer ein innerer Zwang”, erzählt sie.
Die 25-Jährige war Zeugin Jehovas, fast ihr ganzes bisheriges Leben lang. Schwarz sitzt auf der Couch ihrer kleinen Wohnung im niederösterreichischen Wilhelmsburg und blickt auf eine Zeit voller Entbehrungen zurück. Kein Sex vor der Ehe, keine Zigaretten, kein übermäßiger Alkoholkonsum. Keine Filme, Bücher und Videospiele, in denen Zauberei oder Gewalt vorkommen.
Keinerlei Teilnahme am politischen Geschehen. Und vor allem: keine Freundschaften außerhalb der, Im August des Vorjahres sagte sich Sarah Schwarz endlich von der erzkonservativen Organisation los, gemeinsam mit ihrem Mann, „Ich gehe jetzt nicht mehr jeden Tag mit dem schlechten Gewissen ins Bett, dass Gott enttäuscht ist, weil ich wieder einmal nicht gebetet oder in der Bibel gelesen habe”, sagt die junge Frau.
- Die Abkehr von den Zeugen Jehovas brachte Schwarz bisher ungekannte Freiheiten: Bei der Bundespräsidentenwahl setzte sie zum ersten Mal einen Schritt in ein Wahllokal, Wochen später feierte sie ihr erstes Weihnachts- und im Jänner das erste Geburtstagsfest.
- Bist du dir wirklich sicher, dass du die Zeugen Jehovas verlassen willst?”, fragte ein enger Verwandter sie im August per SMS.
Der Mann ist nach wie vor Zeuge. Auf die Antwort von Schwarz erwiderte er nichts mehr. Seither gibt es keinen Kontakt – obwohl er nur ein paar Straßen weiter wohnt. Auch andere Verwandte, die noch bei den Zeugen sind, meiden sie. Die familiäre Ächtung ist nur konsequent: Zeugen Jehovas „können ihre grundsatztreue Liebe zum Ausdruck bringen, indem sie sich weder mit dem Ausgeschlossenen unterhalten noch mit ihm Umgang haben”, war in der „Wachtturm”-Ausgabe vom April 2015 zu lesen.
Warum gehen die Zeugen Jehovas von Tür zu Tür?
Die Zeugen Jehovas stossen oft auf Ablehnung. Dennoch gehen sie unverdrossen von Tür zu Tür, um zu missionieren.
Was passiert wenn ein Zeuge Jehovas Blut bekommt?
Zeugen Jehovas lehnen aufgrund ihrer Glaubensüberzeugung die Transfusion von Blut und Blutbestandteilen ab.
Was muss man über Zeugen Jehovas wissen?
Glaubensverständnis und -praxis – Als Fundament ihres Glaubens sehen die Zeugen Jehovas die Bibel. Sie glauben an den allmächtigen Gott Jehova und an seinen Sohn Jesus Christus. Christliche Feiertage wie Weihnachten oder Ostern lehnen sie als heidnische Feste ab.
Grund: In der Bibel stehe weder, dass Jesus am 24. Dezember geboren worden sei, noch, dass man dieses Fest zelebrieren sollte. Auch Geburtstage werden bei den Zeugen Jehovas nicht gefeiert. Der wichtigste Feiertag für sie ist das Abendmahl des Herrn (auch Gedächtnismahl). Dieses wird einmal jährlich gefeiert, um dem Tod Jesu zu gedenken.
Weiter halten sie Kongresse – ganztägige Gottesdienste – ab, die sich laut ihrer Website an den drei traditionellen biblischen Festen orientieren. Ein Kongress in einem Stadion in Wroclaw, Polen im Jahr 2013. Bild: imago stock&people Während der Kongresse finden oft Taufen statt. Die Taufe gilt als öffentliche Glaubensäusserung, wobei das Untertauchen im Wasser das Zurücklassen des alten Lebens und der Sünden symbolisiert. Bild: imago stock&people Zweimal wöchentlich finden sich die Verkünderinnen und Verkünder, wie sich die Zeugen Jehovas selbst nennen, zu Versammlungen zusammen. Ein Königreichssaal in der deutschen Stadt Beelitz. Bild: imago stock&people Zentraler Bestandteil der Zeugen Jehovas ist die Mission. Dabei versuchen sie unter anderem mittels Hausbesuchen oder Strassendiensten, ungläubige Menschen von ihrem Glauben zu überzeugen.
- Auf der Website heisst es: «Alle Zeugen Jehovas, egal wo sie leben, nehmen Jesu Missionsauftrag sehr ernst und setzen regelmäßig Zeit dafür ein, anderen von ihrem Glauben zu erzählen.» Ein für oft Kontroversen sorgendes Thema ist die Ablehnung von Bluttransfusionen.
- Hintergrund dafür sind Stellen sowohl im Neuen als auch im Alten Testament, wo nach ihrer Auslegung klar geboten werde, sich von Blut zu enthalten.
Aus Gehorsam gegenüber Gott, sowie aus Respekt vor dem Blut als Lebensgeber, lehnten sie Transfusionen ab, schreiben sie auf ihrer Website. Gegen die Behauptung, dass aufgrund der Ablehnung von Bluttransfusionen jedes Jahr viele Zeugen Jehovas sterben würden, wehren sie sich: «Eins steht fest: Niemand kann mit Sicherheit sagen, dass ein Patient sterben wird, weil er eine Bluttransfusion ablehnt – oder dass er überleben wird, weil er sie akzeptiert.»